2 – Holzwirtschaft im Böhmerwald und im Bayrischen Wald
Über die Artenstruktur der ursprünglichen Wälder im Böhmerwald erfahren wir aus unterschiedlichen Analysen des Blütenstaubs in Sedimenten, z.B. am Grund der böhmerwälder Seen. Wir wissen, dass zum Ende der Eiszeit, von etwa zehntausend Jahren, im Böhmerwald Kiefer und Hasel dominiert haben. Die Fichte taucht irgendwann vor achttausend Jahren auf und mit der Zeit überwiegt sie auch in den mittleren Lagen. Und vor circa zweitausend Jahren ist die Fichte schon mit 40% und die Buche mit der Tanne zusammen mit 37% im Wald vertreten.
Die ursprüngliche Nutzung des Waldes war nur als Heizmittel, eventuell wurde die Asche, die bei der Rodung und Abholzen entstanden ist als Dünger für die neu angelegten Felder benutzt. Später wurde die Holzasche zur Herstellung der Pottasche für die Glashüten verwendet, oder aus Holz wurde Teer oder Schmiere für die Wagenräder hergestellt und es wurde Holzkohle in Meilern gebrannt. Die Veränderung in der Forstwirtschaft in den Wäldern des Böhmerwaldes kam, als die Schwarzenbergs den Anteil an dem Großteil der Wälder erworben haben (das Krummauer Herzogtum und die Winterberger Herrschaft im Jahr 1719, die Stubenbacher Herrschaft 1798 und Langendorf 1800). Als Förster sahen sie größere Gewinne aus dem direkten Holzverkauf und vor allem aus den Glashütten. Für einen besseren Transport bauten sie Schwemmkanäle wie auch neue Dörfer für weitere Holzarbeiter.
Erst in der Hälfte des 18 Jahrhunderts wurde die Befürchtung geäußert, dass eine Holznot entstehen kann. Im Jahr 1753 gibt Maria Terezia ein Waldordnung heraus, die „eine Pflege zur Verbesserung und Erhaltung der Wälder“ berücksichtigen soll. Die Waldverwaltung wurde in dieser neuen Verordnung einer Aufsicht unterstellt, es wurde verboten das Holz ohne Nutzen und unwirtschaftlich abzuholzen. Geschlagene Wälder mussten “eingelichtet und neu angelegt werden“. Bäume durfte man nur vom November bis Ende Februar fällen. Bauholz konnte man nicht als Brennholz verkaufen und Holzverkauf ins Ausland war nur mit höchster Genehmigung möglich. Diese Ordnung galt bis zur Ausgabe eines neuen Waldgesetzes im Jahr 1852.
Die älteste Art der Holzfällung war der s.g. Gliederungshieb, wo sich jeder sein Holz für den eigenen Bedarf ohne irgendwelche Regeln nahm, meistens starke und alte oder kranke Bäume. Mit Beginn des 16. Jahrhunderts wurde diese Art durch den wirtschaftlichen Lichtungsschlag ersetzt, der auch als Kahlschlag bezeichnet wurde, d.H., dass einige Waldbereiche vollständig abgeholzt wurden. Die Bäume wurden entweder im Rahmen der Forstarbeit, oder gegen Lohn gefällt. Das Holz wurde zuerst stehend, später in Wagen verkauft. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelt sich der der Holzhandel sehr intensiv. Die Holzpreise wie auch der Holzprodukte waren sehr niedrig. Das Holz wurde zuerst vor Ort in der Nähe der Abholzung verarbeitet. Das Flossschwemmen ist in Böhmen seit dem 14. Jahrhundert bekannt.
Die Waldanlage wurde zuerst durch die natürliche Verjüngung durchgeführt, also man ließ die Samengeber stehen. Große Lichtungen wurden umzäunt, damit kein Vieh an die jungen Bäume kommt. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden neue Wälder durch Saat und später durch das Anpflanzen durchgeführt. Es werden erste Baumschulen gegründet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden neue Wälder durch Ballenpflanzung angelegt. Regelmäßige Durchlichtungen werden in Böhmen seit den 40-er Jahre des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Schon seit dem 16. Jahrhundert wird verboten die Wälder von innen zu öffnen, damit es nicht zu Windfällen kommt.
Der Transport von Bauholz zum Schwemmen wurde im Winter mit Ochsengespann mit Schlitten oder Wagen durchgeführt. Brennholz wurde zu Schwemmbächen auf kleinen Schlitten – Hörner transportiert. Darauf passten bis zu drei Raummetern Holz. Bei der Abfahrt von großen Hängen wurde mit einigen Holzscheiden gebremst, die mit einer Kette zusammengebunden waren und wurden hinter dem Schlitten durch den Schnee gezogen. Die Flösse wurden in Bindestationen zusammengebunden. Die Baumstämme wurden zum einem mit einem Bindesystem in Prahme zusammengebunden und danach mit Wieden zusammengezogen. Der Prahm war 150 Meter lang, drei Meter breit und er enthielt in sich 70 Kubikmeter Holz. Jeden Prahm hat beim Schwemmen vorne ein Ruderer bedient. Zu der Bedienung gehörte noch ein Steuermann und zwei Schwemmer.
An Stellen, wo man Brennholz über den Wasserweg transportiert hat, konnten die Einwohner der anliegenden Häuser meisten um sonst das s.g. untergegangene Holz, also Holz, dass so mit Wasser angesaugt war, bis es unterging, aus dem Wasser fischen. Bis zum 18. Jahrhundert wurde das meiste Holz in den Glashütten bei der Pottasche-Herstellung (K2CO3) verbraucht. Diese wird dem Glasstock beigefügt, damit die Schmelzgrenze vom Quarz reduziert wird. Für die Herstellung von einem Kilogramm Pottasche wurde eine bis zwei Tonnen Holz verbraucht.
Die Produktion von Holzkohle in Meilern im Böhmerwald ist eng mit der Verarbeitung von Eisenerz verbunden. In der Umgebung von Eisenstein wurde Eisen mindestens seit dem 13 Jahrhundert geschmolzen. Mitte des 19. Jahrhunderts ersetzt die Holzkohle den Koks. Der Holzverbrauch für die Herstellung von Holzkohle war wieder enorm, jährlich hat die Eisenhütte bis zu 18 tausend Meter verbraucht. Die Werkzeughammer haben sich die Kohle für den Eigenbedarf selbst gefertigt. Ferdinand Denkscherz Meiler wurden noch in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut.