6 – Rejštejn / Spaun-Villa
Der größte Glasbläsereiaufschwung in Klostermühle geschah nach 1879, als sie Max von Spaun (1856–1909) nach der Witwe von Johann Lötz, erwarb. Obwohl er keine passende Ausbildung und Praxis hatte, gelang es ihm zusammen mit dem Verwalter der Glasbläserei Eduard Procháska in der der Provinzgläserei Produkte herzustellen, die international gewürdigt wurden. Es lag vor allem am Jugendstil-Glas mit dem glimmerigen Dekor Phänomen, mit welchem er bei der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 sehr erfolgreich war. Der Aufbau von einer neuen Repräsentativ-Siedlung erreichte ebenfalls Erfolg. Der Wiener Architekt Leopold Bauer (1872-1938) wurde mit der Projektherstellung beauftragt. Er wurde nicht zufällig ausgewählt. Die Sezession war zu dieser Zeit nicht nur in der Kunst modern, sondern auch im Bauwesen. Direkt nach dem Studium wurde Bauer ein Mitglied der Gruppe Wiener Sezession und auch seine Werke gestaltete er in diesem Stil. Klostermühle wurde Bauers zweites Bauwerk gleich nach der Villa von Dr. K. Reissig, welche in Brün-Pisárky zwischen den Jahren 1901-02 ausgebaut wurde.
Die Villa wurde in der Nähe vom Glashüttenwerk zwischen den Jahren 1903 und 1904 ausgebaut. Sie besteht eigentlich aus zwei Teilen, welche eine Treppe trennt: Die repräsentative Halle und ein eigenes Etagenwohnungsgebäude. Bauer bezog alle Merkmale der Wiener geometrischen Sezession in die Villagestaltung und Disposition ein. Im damals gelben Wandbewurf setzte er Bruchstücke der hiesigen glimmerigen Sezessiongläser ein, um an den Bauherrenberuf zu erinnern. Das Terrassen-Geländer ist mit ovalen Formstücken dekoriert, das Dreieck-Schild wird von Glasdreiecksfliesen vermehrt. Die Holzelemente wurden rot gestrichen, womit Bauer auf die ursprüngliche Böhmerwalder Architektur zurückgeht. Das Interieur ist ebenfalls von einer Dekoration begleitet. In der Halle dominiert ein großer Kamin, dessen Großartigkeit von der Glasfliesenverkleidung ergänzt wird. Im Erdgeschoss des bewohnten Teils befindet sich ein großes Schlafzimmer, welches vom Bauherrn sehr gelobt wurde. An dieses wurde das Badezimmer mit weißen und blauen Glimmerfliesen angeschlossen. Bevor das Badezimmer mit Teppichen ausgerüstet wurde, beschwerte sich Spaun, dass „er dort in kälteren Tagen sehr an den Füßen friert“. Das ursprüngliche Interieur verblich mit der Zeit und deswegen kennen wir manche Elemente nur von Bildern.
Wahrscheinlich dekorierte im Jahre 1906 das Karlsbader Landeskind, Sezessionsmaler, Grafiker, Puppenspieler aber auch Komponist Richard Teschner (1879–1948) die Veranda mit einem wunderschönen Mosaik. Dieses stellte einen Wasserspringbrunnen dar, an dessen seitlichen Mauern zwei bunte Pfauhähne mit langen Schwänzen standen. In der Nähe des hervorsprudelnden Wassers gab es einen Blumenkranz mit fliegenden Schmetterlingen. Im Wasser schwammen farbige Fische. Das Mosaik wurde aus den Glasstücken der hiesigen Glasbläserei gemacht, sei es durchsichtiges, trübes oder glimmeriges Glas. Diese Glasstücke wurden in die gefordeten Formen geschnitten. Heutzutage ist die Villa im Privatbesitz und ist für die Öffentlichkeit unzugänglich.
Auf das Werk von Leopold Bauer können sie im Böhmerwald in der Stadt Vimperk treffen, wo er die Villa für Glasbesitzer Kralik projektierte, oder in Petrovice-Knìží, wo im Jahre 1906 der Umbau des hiesigen Schlosses nach seinem Projekt beendet wurde.