7 – Bergreichenstein / Vogelsang
Die Glasherstellung in der Region von Bergreichenstein hatte eine lange Tradition – Sie geht in das erste Viertel des 15. Jahrhunderts zurück und das Glas stellte man hier bis Ende des zweiten Weltkriegs (die letzte Hüttenwerkschließungen geschahen 1947 in der Glasbläserei in Klostemühle; der vorherige Halt dieses Weges). Die erste schriftliche Gläsereierwähnung stellt die Kaufurkunde der Grundstücke in Antigelhof aus 21. August 1523 dar. Ihre ganze Fassung können sie am Halt „Antigelhof“ auf dem anderen Weg, der sich auf die Glasherstellung fokussiert, lesen. Unter die ältesten Glasbläsereien gehören auch die Glasbläsereien in Podlesí. Die Gündung der ersten geschahen ebenfalls in der Zeit vor der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Mit verschiedenen Verschiebungen und kurzen Pausen behielt sich die Glasherstellung hier über 300 Jahre bis 1891 bei. Das macht diese Lokalität zu einem Platz mit der längsten Glasherstellung im Böhmerwald.
Die Siedlung Podlesí gehörte ursprünglich zum Vermögen der Königsburg Kašperk. Im Jahre 1584 kaufte sie die Stadt Bergreichenstein vom Kaiser Rudolf II. zusammen mit der Glasbläserei in Svojše und mit manchen anderen Höfen ab. Die ersten Glasbläsereierwähnungen erschienen erstens im Kaufvertrag, zweitens in der Liste der Untertanen, welche sich die Stadt für das neu erworbene Vermögen im Mai desselben Jahres ausarbeiten ließ. Nachweislich wissen wir, dass hier zwei Glasmeister, Linhart und Thomas tätig waren und dass neben der Glasbläserei hier nicht eine Kneipe war. Das weist darauf hin, dass in der Siedlung mehrere Glasbläser lebten und es unterstützt die Theorie, dass hier ebenfalls zwei Glasbläsereien fungierten. Im Jahre 1594 oder 1595 (die Quellen sprechen in diesem Fall nicht ganz eindeutig) starb der Glasmeister Thomas und die Glasbläserei wurde von seinem Sohn Paul , welcher in den Dokumenten mit dem Nachnamen Glaser bezeichnet wurde, übernommen. Meister Linhart benutzte den gleichen Nachnamen. Ihre verwandschaftliche Beziehung ist nicht ganz klar, man kann aber davon ausgehen, dass Paul der Neffe von Linhart war. Es dauerte zwanzig Jahre, bis es Paul gelang das Unternehmen von allen Schulden, welche er nach dem Vater erbte, zu befreien. Städtische Bücher, welche die Bezahlung der Forderungen verzeichnen, sind aus dieser Zeit nicht die einzige Quelle. Es erhielten sich viele Informationen in der Geschäftskorrespondenz zwischen den Bergreichensteiner Bürgern und Glasbläsern und dem Nürnberger Geschäftsmann Friedrich Luckner. Die Briefe beschrieben die Glasprodukte. In den hiesigen Glasbläsereien stellte man Perlen verschiedener Art her. Gleichzeitig wissen wir aus den Briefen viele Informationen über die materiellen Verhältnisse und das Hüttenwerkleben. Die Glasbläser bestellten durch die Geschäftspartner Gegenstände für die tägliche Nutzung oder Lebensmittel zur Essensvorbereitung. Paul und Linhart Glaser arbeiteten ganz sicher in Podlesí auch noch 1611. Höchstwahrscheinlich starb Linhart Glaser fünf Jahre später und das Hüttenwerk wurde von seinem Sohn Veit übernommen. Viele Informationen gibt es von dieser Glasbläserei leider nicht. Im Testament von Paul Glaser, der 1625 verstarb, war die Glasbläserei nicht aufgelistet. Weitere Grundstücke erbte sein Sohn Georg Glaser. Es gibt Dokumente, welche besagen, dass der jüngere Sohn Matyas im Jahre 1628 das Hüttenwerk an Stefan Weiss verkaufte. Zum weiteren Zeitabschniss gibt es nicht so viele Dokumente aufgrund des verlaufenden Krieges. Dieser spiegelt sich auch negativ in der Glasindustrie wieder. Im Jahre 1636 ermordeten angeblich die Soldaten alle Glasbläser aus Podlesí. In der Glasbläserei wechselten sich mehrere Meister aus. An irgendeinem Zeitpunkt nach 1648 musste es aber zum Hüttenwerkuntergang kommen, da die Berní Rula (Steuerrolle) aus den Jahren 1653 und 1656 die Glasbläserei nicht mehr erwähnt. Eine weitere Erwähnung von Glasherstellung in Podlesí kann man in den städtischen Büchern finden, wo steht, dass die Glasbläserei im Jahre 1678 aus finanziellen Gründen ihres Mieters zur Stadt überging. Dieser Fakt veranschaulicht gut die schlechten Bedingungen der Wirtschaft, welche in Tschechien nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges herrschte.
Im Jahre 1726 interessierte sich die Vogelsanger Glasbläserei Jan Podschneider aus Vimperk am Hüttenwerk. Hinter seiner Absage standen höchstwahrscheinlich die Vimperker Glasbläsereien, die sich vor der Konkurrenz in der Region fürchteten. Trotzdem erwarb der Schützling von Podscheider nähmlich der Petr Müller, der ausstudierte Jurist und Sohn von Glasbläser Valentin Antonín Müller, das Hüttenwerk für sich. Er kaufte Podlesí mit allen Rechten und Pflichten, die bereits früher zwischen der Glasbläserei und der Stadt Bergreichenstein abgesprochen waren, für 5100 Goldene.
Am 13. November 1756 wurde das Hüttenwerk von Anna Marie Eisner aus der berühmten Böhmerwalder Glasfamilie Eisner gekauft. Sie war witwe nach Jan Karl Eisners Tod, nach dem Hüttenmeister aus Bergreichenstein, welcher in den Glasbläsereien in Jelenov und Hluboká tätig war. Nach dem Tod ihres Mannes und beider Söhne führte sie das Unternehmen alleine, zumindest bis zu der Zeit, bis die Söhne ihres älteres Sohnes (František Karel) erwachsen wurden. Im Jahre 1786 fing sie zuerst Annas ältestes Enkelkind František Ignác Eisner an der Unternehmungsleitung zu beteiligen. Dieser bildete sich indirekt in Podlesí aus und fing hier als Glasbläser an zu arbeiten. Auch sein jüngere Bruder Jan Josef machte hier eine Glasbläserausbildung. Beide arbeiteten in Podlesí, wo die Glasbläserei immer noch von der Oma (bis 1788) geführt wurde. Seit 1788 führten Annas Enkelkinder Jan Josef und František Ignác Eisner das Hüttenwerk zusammen. Die Ehefrauen beider Brüder, nähmlich die Schwester Adler, stammten ebenfalls aus einer bekannten Glasfamilie. Ihr Vater Tobias Adler war in Rožmitál bei Kvilda tätig. Im Jahre 1822 starb František Ignác Eisner und sein Bruder Jan Josef führte das Hüttenwerk alleine und zwar bis seinen Tod 1828. Das Hüttenwerk stellte Perlen, Fenster- und Hohlglas her. Das Hüttenwerk widmete sich der Perlenherstellung bis 1828. Im Jahre1828 erneuerte der Neffe von Jan Josef Eisner, Jan Køtitel Eisner die Produktion in einer begrenzten Menge. Dieser hatte auch Stachy, Zlatá Studna und mehrere verschiedene Glasschleifereien in der Nähe von Bergreichenstein untervermietet. Neben dem geschliffenen Glas, welches mehrere Auszeichnungen an verschiedenen Industrie-Ausstellungen erwarb, produzierte er auch hochqualitatives Schnittglas. Nach 1842 übernimmt Eisners kürzlich angetrauter Schwiegersohn Martin Emanuel Schmid die Glasbläsereiführung. Der Ehemann von Eisners Tochter Emilia stammte gleichfalls aus einer Glasbläserfamilie, so war für ihn der Hüttenwerkbetrieb nicht fremd. Die Familie Schmid betrieb, neben Podlesí noch Zlatá Studna, Strachy und Annathal. Podlesí war eine ziemlich kleine Glasbläserei (es gab nur drei Öfen mit acht Pfannen) und die Krise, in welcher sich die Glasindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wegen steigenden Transport- und Holzpreisen befand, war für sie leider ein schicksalhafte Tragödie. Im Jahre 1860 war sie den Quellen zufolge bereits geschlossen. Noch mehrmals, genauer im Jahre 1875 und zwischen den Jahren 1890-1891 war ihre Tätigkeit für eine kurze Zeit erneuert worden, doch die Schließung im Oktober 1891 war bereits definitiv die letzte. Nach der Verarbeitung des letzten Glases gingen auch die Glasschleifer weg. Dies bedeutete das Ende der Glasproduktion in Podlesí. Im Jahre 1892 starb ihr Besitzer Eduard Schmid und sein Schwiegersohn verkaufte Podlesí, wo es nur noch den landwirtschaftlichen Bauernhof gab, im 1911 dem Fürsten Schwarzenberg.
Der Glasbläsereistandort veränderte sich mit der Zeit nicht. Angeblich hätte sie bis acht Standorte haben können. Die sichtlichsten Reste gab es an der Stelle, welche in den Karten als Stará Hu bezeichnet werden. Die Reste gehen bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurück. Es erhielt sich das Gemäuer des Kühlofens. Heute ist es konserviert und ist mit dem Überdach, das es vor den schlechten Wetterbedingungen schützt, bedeckt.
Unter diesem Hüttenwerkstandort kann man auch die Reste des Alten Hüttenwerks II. finden. Ein Bestandteil der heutigen Hütte ist auch ein alter, hoher Schornstein nach dem ursprünglichem Bauernhof. Auf der westlichen Seite von der Hütte sind Vertiefungen nach der Quarzförderung zu sehen. Der neueste Standort der Vogelsanger Glasbläserei liegt etwa 300 Meter vom ursprünglichen Herrenhaus. Es erhielten sich das Umfangsmauerwerk etwa in die Höhe von einem Meter, alles ist aber vom Anflug bewachsen. Bei allen Glasbläsereistandorten sind Glas-, und auch Perlenbruchstücke zu finden.