2 – Seilbahn unter dem Aussichtsturm

Die Leute bauten schon seit eh und je die Wegenetze aus, damit sie die Kommunikation zwischen den Punkten A und B ermöglichten. Kaufmännische Wege, die den Bereich zwischen Tschechien und den Alpen verbanden, entstanden vermutlich seit der späteren Bronzezeit. Damals war das Salz der importierte Hauptartikel, im Gegenteil dazu exportierte man das Gold. http://www.risy.cz/cs/turisticke-ris/sumava/historie-sumavy/preprava-soli/ Der Salz- und Goldweg sind die ältesten Wege durch den Böhmerwald, welche über dieses Gebirge in das Inland Tschechiens führten.

Der Weg „Svìtelská“ (nach der Stadt Zwiesel benannt) führte durch Markt Eisenstein und ihre Umgebung aus Bayern, den Fluss Øezná entlang, über Pancíø und Mùstek, Richtung Klattau. Seit dem 15. Jahrhundert importierte man auf diesem Weg Salz und exportierte Blei und Silber, das in der Umgebung von Strážov gefördert wurde http://www.zelezna-ruda.cz/user/portal/zruda/ostatni/Historiezr-muzeum.pdf. Der Weg hatte in früheren Zeiten Pfadcharakter, besonders für den Personendurchgang, bzw. ein beladenes Tier – in beiden Fällen nannte man sie als Saumtiere. Die Wege ermöglichten eine lange Zeit keine Gefährtendurchfahrt. Die Pfade änderten ihre Lage, die Neuen entstanden und die Alten verschwanden. Es entstand also eine Netz der paralellen und sich schneidenden Pfade. Die, welche man oft benutzte, verschwanden mit der Zeit im umliegenden Terrain. Ab und zu sind solche Einschnitte sehr tief, man nennt sie Hohlweg. Diesen nannte man im Böhmerwald Saumtierkanäle oder Wiegewege. http://www.horskakvilda.eu/informa%C4%8Dn%C3%AD-st%C5%99edisko/krajina,-okol%C3%AD.aspx. Die Hohlwege entstanden durch einen häufigen Transport von allen möglichen Sachen zusammen mit der Wassererosion – von dem Wegtragen des Materials. Die Mehrheit der Hohlwege in der freien Landschaft außerhalb des Waldes verschwanden aufgrund von Nichtverwenden oder der Vernichtung beim Felderzusammenlegen in der Zeit der ersten Republik und im Sozialismus. Die Hohlwege erhielten sich stellenweise im Böhmerwald dank der Waldlandschaft und wurden so zu den Zeugen der Vergangenheit. Man begegnet auf dem Weg leider keinem völlig entwickelten Hohlweg, Sie können auf ihn aber bei anderen Böhmerwalder Wanderungen treffen, z. B. In der Umgebung von der Stadt Prachatice, Vimperk oder Kvilda – dadurch führten die Wegeteile in das Inland. Mit der Zeit entwickelten sich die Wege, sie wurden vernetzt und es folgte auch ihre Befestigung.

Das geschah im ganzen Böhmerwald. Heutzutage entstehen im Wald oft kleine Pfadwege für den Holztransport. Manche Strecken wurden mit dem Asphalt befestigt, andere blieben in Stein, genauso wie ein Teil des Schlangenwegs.

Nicht nur für den Personentransport dienten sie, sie ermöglichten auch die Wanderung anderer Organismen. Genau so wie die Leuten diese Wege begehen, ist es auch klar, dass sie von Tieren genutzt werden. Vielleicht weckt Ihr Interesse auch die Tatsache, das auf den Wegen und Ihnen vorbei auch die Pflanzen „gehen“. Selbstverständlich ist das kein Gehen, wie man sich es vielleicht vorstellt, aber es ist eine Bewegung. Verschiedene Pflanzenarten kamen dank den Wegen mithilfe der Vermehrungsorgane (vor allem den Samen, den Blütenständen, dem Wurzelstock oder anderen Pflanzenteilen) auf solche Plätze. Auf diese wären sie ohne die Wege erst gar nicht gekommen. In der Gegenwart beschleunigt sich das Tempo der Raumbesiedlung durch die Pflanzenarten, welche in dem gegebenen Raum vorher nie lebten. Der Grund dafür ist ein zunehmender Handel mit allen Ecken der Welt.

Der Weg war üblicherweise ein Linienkorridor, wo es mehr Licht als im Wald gab, er ist vom Substanz her anders als die Umgebung – z. B. Anstatt der Walderde gibt es hier Steine, verschiedener grober Schotter, ein festgetretteter Boden, wo ab und zu Pfützen entstehen, glatte Steine und herausguckende Baumwurzeln. Jedes dieser Substanzen ist eine Abwechslung der sonst monotonen und armen Umgebung. Der Weg wurde oft durch die Menschen-, Maschinen- und Erosionsbewegungen zerstört. Der Wegerand ist häufig niedergetreten worden, was das Mähen oder das Abgrasen ersetzte. Die Wege bringen einfach ganz andere ökologische Bedingungen in den Raum mit. Auf dieses umgewandelte Umfeld reagieren auch die Bodenorganismen. Am besten kann man es aber an den Pflanzen sehen. Gewisse Stellen sind mit bestimmten Pflanzenarten verknüpft und auf diese binden sich dann weitere bestimmte Käferarten: Hautflügler und generell wirbellose Tiere. Unsere lokalen Arten verbreiten sich entlang der Wege am meisten, da sie mit ihren ökologischen Ansprüchen entlang der Wege leben können. Zum Beispiel befinden sich in der Mitte des Waldes Arten, die für Wiesen, Weiden oder sogar bloße Teichböden oder Schotterflossschwemme typisch sind. Diese Pflanzenarten mögen auch niedrigere Höhen über dem Meer, andere chemischen Substratreaktionen. Häufige Oberflächenstörungen machen ihnen auch nichts aus. Sie stören sie deswegen nicht, weil zu der Oberfläche die Wachformen zugewachsen sind. Sie produzieren große Samenmengen und die Zeit zwischen dem Aufkeimen und der Befruchtung dauert nur ein paar Wochen.

Typischen Pflanzenarten an den Wegen, die man auch auf diesem Weg sehen kann sind:

Einjähriges Rispengras (Poa annua)
Breitwegerich (Plantago major)
Kleine Braunelle (Prunella vulgaris)
Rote Schuppenmiere (Spergularia rubra)

Einjähriger Knäuel (Scleranthus annuus)

Weiter kann man in der Mitte des Waldes die Wiesen- und Weidenarten sehen:

Geflecktes Johanniskraut (Hypericum maculatum)
Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris)
Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa)
Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)
Kratzdisteln (Cirsium heterophyllum)
Das Material zum Wege-, Straßen-, Autobahn-, Eisenbahnbau usw. wird heutzutage häufig über große Entfernungen transportiert. Die Mengen vom Boden oder Schotter sind haüfig voll von Organismuskeimen: den Samen. Dieser Keim bleibt in der Umgebung, fängt an zu leben, sich zu vermehren und weiter zu verbreiten. Es kommen täglich Hunderte von Tonnen der Ware auf unser Territorium aus allen Ecken der Welt. Diese Ware wird über das Meer, per Flugzeug, nachher auf der Straße in Lastwägen oder mit dem Zug transportiert. Die Organismusmenge aus anderen Kontinenten auf unserem Gebiet wird immer größer. Man nennt solche Organismen als fremde Arten auf Englisch alien species.

Die Arten, die sich in der neuen Umgebung stark verbreiten und wirtschaftlichen Schaden zu versursachen anfangen, bezeichnet man als invasive unursprüngliche Arten (invasive alien species). So eine Pflanzenart wurde hier in der Entstehungszeit nicht beobachtet. Man trifft hier aber auch auf anderen Arten, die man nicht als invasiv bezeichnet, aber als z. B. geographisch unursprüngliche. Auch solche Pflanzarten verbreiten sich in der Gegenwart sehr stark. Es handelt sich zum Beispiel um diese:
Labkräuter (Galium saxatile), die sich auf unserem Gebiet ursprünglich in den nördlichen Grenzgebirgen von Erzgebirgen bis zu Riesengebirgen befanden.
Roter Fingerhut (Digitalis purpurea), urspründlich in Süd und Südost Europa, bei uns war er anscheinend nur sehr peripher.
Schaumkräuter (Cardamine hirsuta), deren ursprüngliches Areal ist unsicher, bei uns wuchs sie aber nur in wärmeren Gebieten der Tiefebene bis zum Vorgebirge.

Diesen Weg entlang befinden sich auch solche Arten, die sehr edel und besonders geschützt sind. Es handelt sich z. B. um manche Orchideenarten. Diese Pflanzen haben extrem kleine Samen, leicht wie ein Staubkorn, von welchen sie aber eine große Menge produzieren. Sie brauchen zu ihrer Entwicklung gewisse Bodenpilzearten. Denn sie haben fast keine Vorratsstoffe. Man nennt diese „Pilzwurzelfreundschaft“ (Symbiose) Mykorrhiza. Die Pilzfäden verbinden sich mit dem Wurzelsystem der Pflanze. Der Pilz stellt ihnen dann organische Stoffe zur Verfügung. Im Gegensatz dazu spendet die Pflanze dem Pilz Karbonstoffe, die sie mithilfe des Lichts und Grünfarbstoffes (Photosythese) liefert.

Die Orchideen, die Sie direkt am Weg sehen können. Dank der niedrigen Konkurrenz anderer Pflanzarten wachsen sie hier. Der Mangel an Konkurrenz ist durch die ökologische Störung verursacht. In der Umgebung des Schlangenwegs wurden folgende Orchideenarten gefunden. Mit dem passenden Timing werden Sie sie in ihrer ganzen Schönheit sehen:
Waldhyazinthen (Platanthera chlorantha) – sie ist bei uns durch das Gesetz als eine bedrohte Art und auf der internationalen Ebene durch das CITES-Abkommen geschützt. (http://www.mzp.cz/cz/cites_obchod_ohrozenymi_druhy)
Fuchs’ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) – es ist bei uns durch das Gesetz als eine bedrohte Art und auf der internationalen Ebene durch das CITES-Abkommen geschützt.

Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) – Sie ist bei uns nicht durch das Gesetz geschützt, sie steht aber auf der Rote Liste der Pflanzen in Tschechien als eine Art, die der Aufmerksamkeit Wert ist. Auf der internationalen Ebene ist sie durch das CITES-Abkommen geschützt.
An den Pfaden und Wegen, auf welchen sich verschiedene Stationen, kleine Bauwerke, Rastplätze oder andere Plätze befinden, wo die Leute anhalten und bleiben, verändert sich nach bestimmter Zeit die Bodenstruktur. Als Folge des Müllwegwerfens, der Menschen- und Tiereausscheidungen (Hunde, Pferde usw.) sammeln sich im Boden verschiedene Stoffe. Sie enthalten vor allem Stickstoff und Phosphor. Diese Elemente sind für den Stationnährwert verantwortlich – Trophiesystem https://de.wikipedia.org/wiki/Trophiesystem. Das bildet die Basis für manche Pflanzenarten, welche die nahrhafte Umwelt braucht. In der Umgebung des Aussichtsturmes auf dem Gipfel Pancíø entstand genau so eine Umwelt. In Hinsicht auf die Höhe über dem Meer von 1200 Metern und der Tatsache, dass wir uns auf der Spitze des Berges befinden, welche durch einen sauren Boden gebildet ist, wirkt das Vorkommen dieser Arten als eine Anomalie. Auch die Stickstoff adaptierten Arten (Nitrophyle Pflanzarten) finden wir häufig in der Umgebung der Menschensiedlungen, in einer Landwirtschaftslandschaft voll von Stickstoff oder in den Wäldern, welche durch die Menschen verändert wurden.

In der Umgebung vom Aussichtsturm können wir z. B. folgende Nitrophyle Pflanzenarten finden:

Große Brennnessel (Urtica dioica)
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Acker-Kratzdistel (Cirsium vulgare)
Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgare)

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