3 –Wasserkraft

In Kvilda sowie in anderen Gemeinden im Böhmerwald wurde die Wasserkraft zur Herstellung von ganzer Reihe der Sachen ausgenutzt. Auf Bächen wurden die Hammerwerke zur Eisenbearbeitung aufgebaut. Das Herz des Hammerwerkes an sich war ein großer Hammer, der mittels der Wasserenergie gehoben wurde. Die Wasserkraft wurde genauso wie bei Mühlen mit Hilfe des Getriebesystems der Räder ausgenutzt. Die Gravitation schickte den bis zu 200 kg schweren Hammerkopf zu Boden. Die große kinetische Energie des Hammerwerkes wurde zum Schmieden von den aus Hütten transportierten großen eisernen Fertigteilen ausgenutzt, welches für klassische Schmiedebearbeitung zu anstrengend wäre.

Auf wasserreichen Bächen gab es auch Sägewerke, welche den lokalen Rohstoff – das Holz bearbeiteten. Ihre ungewöhnliche Entwicklung zu Ende des 19. Jahrhunderts verursachten die Borkenkäferkalamitäten nach Wirbelwinden in 70. Jahren des 19. Jahrhunderts. In Kvilda traten nach den Borkenkäferkalamitäten zu den bestehenden weitere sieben Sägewerke bei. Noch vor der Borkenkäferkalamität im Jahre 1820 gründete Josef Strunz das Sägewerk und Fabrik zur Bearbeitung von Resonanzholz. Dieses Unternehmen wurde von Nachfolgen von Josef Strunz geerbt und existierte erfolgreich bis zum Jahre 1945, wenn es ins Volkseigentum überführt wurde. Das Spitzenmaterial aus dieser Fabrik bezogen die Weltproduzenten der Musikinstrumente z.B. die Klavierhersteller Bechstein, Petroff oder Steinway.

Auf Bächen wurden auch Mühlen, Glashütten und Hammerpochwerke zur Kieselbearbeitung zur Glasherstellung aufgebaut. An dem Ort, genannt als Grafenhütte (Hrabìcí hu) wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Glashütte mit komplettem Umfeld aufgebaut. Hier gab es Glashütten, Flusshaus (Herstellung von der in Glastechnologie erforderlichen Pottasche), großes Hammerwerk sowie Sägen.

Die Auen der lokalen Bäche waren voll von menschlichem Gewimmel, Rauch aus Produktionsstätten, Haufen von Materialien und Lärmgeräusche aller Betriebsstätten. Zu den Produktionsstätten schlossen sich Menschenwohnstätten mit ihrem Umfeld, Weideländern und Wiesen an. Die Felder wurden hauptsächlich auf südlich orientierten Hang des Berges Orel konzentriert, jedoch um die Häuser herum gab es oft Kleingärten mit Zier- und Nutzpflanzen.

In Gegenwart sind die Spuren nach diesen Bauwerken nur bei aufmerksamer Beobachtung des Ortes zu finden. Zum Nachweis der heutzutage nur schwierig glaubwürdigen Existenz des industriellen Komplexes Grafenhütte sind verschiedene alte Landkarten (z.B. stabiler Kataster, Luftaufnahmen aus 50. Jahren des 20. Jahrhunderts) und wertvolle Fotos. Außer ihnen sind es gerade verschiedene Kulturpflanzen, welche die Leute wegen ihrem Dekor oder ihrer Nutzung züchteten. Bei der deutschen Bevölkerung, welche in der Vergangenheit völlig überwiegte, waren verschiedene Pflanzen beliebt, welche oft den Alpenursprung haben und die Leute sie mit sich brachten. Sämtlich handelte es sich um verschiedene Arten mit kräftigem Aroma und ihre Teile (vor allem Wurzel). Diese wurden in starken Alkohol zugefügt und dadurch entstanden klassisch bittere Liköre. Eine typische Alpenpflanze, welche zur Produktion der Liköre sowie scharfem Suppengewürz angewendet wurde ist Meisterwurz (Imperatoria ostruthium), eine Art aus Familie Apiaceae. Man spekuliert darüber, dass die bekannte und unverwechselbare Art der Böhmerwald-Heiden, Pannonischer Enzian (Gentiana panonnica), ähnlichen Ursprung wie der oben erwähnte Meisterwurz hatte. Also dass er aus Alpen kommt und bei uns eigentlich eine Art/Überläufer aus Gärten sein kann. Weitere Pflanze, welche im Böhmerwald zwar heimisch ist, aber üblich wegen ihren Heilwirkungen gezüchtet und in Liköre zugefügt wurde, war Bergwohlverleih (Arnica montana). Ähnlich ist es bei Alpen-Mutterwurz (Ligusticum mutellina). Es ist nicht uninteressant, dass Europäische Lärche (Larix decidua) im Böhmerwald nicht die heimische Art ist. Zu Hause ist sie in Alpen und in Karpaten, zu uns verbreitete sie sich mit deutschsprachiger Bevölkerung und stark dann mit dem Einstieg von Forstwesen. In Sudetengebirgen war er wegen seiner Langlebigkeit und Beständigkeit als „Landmark“- eine Marke, die im Lande die Grenzen von Grundstücken oder Kreuzwege u.ä. angewendet. Der Lärchenbaum ersetzte so die Birnen, welche zu diesem Zwecke in niedrigeren Meereshöhen oft angewendet wurden. Junge Lärchenbaumzweige endeten oft wieder im Alkohol, welcher als Lärcherl genannt wurde.

In der Vergangenheit waren die Auen der lokalen Bäche aus Grund des Aufbaus von verschiedenen Mühlenbachen, Hammerwerken und Sägen abgeändert. Der Wasserfluss wurde ausgeweicht, verdoppelt, vertieft oder ganz verlegt, damit die optimale Wasserwirkung erreicht werden kann. Heutzutage sind diese Eingriffe kaum sichtbar. In der Aue von Teplá Vltava kommen überwiegend feuchte Kratzdistelwiesen vor, auf denen Vieh weidet. Stellenweise tragen diese Wiesen Zeichen von Humifikation oder umgekehrt an mehr trockenen Stellen Zeichen des Überganges zu Borstgrasen. Auf Wiesen mit Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Krauses Greiskraut (Tephroseris crispa), Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis) oder Schlangen-Knöterich (Bistorta major) taucht ab und zu sehr giftiger Blauer Eisenhut (Aconitum plicatum) auf, welcher ein mitteleuropäischer Endemit ist. Endemit ist eine Art, welche natürlich nur im bestimmten Gebiet und nicht woanders vorkommt. Im Gegenteil Blaue Himmelsleiter (Polemonium caeruleum) ist eine europäisch weit verbreitete Art von Skandinavien bis zu Ural und greift auch ins Böhmerwald ein. Eine markante Art, welche im Gegenteil nicht im Böhmerwald oder im Europa nicht heimisch ist, ist Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus). Diese ist in Nordamerika heimisch und bei uns verhält sie sich invasiv – unkontrollierbar verbreitet sie sich durch die Landschaft und ihr Vorkommen ist in wertvollen Gebieten zum Dorn im Auge den Naturschützern.

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