Modrava – Geschichte
Die Gemeinde Modrava (Mader) entstand als Fischersiedlung. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1614 und ist mit dem Verpachten des fischreichen Modravský-Bachs verbunden. Die nächste Erwähnung erfolgte 1617. Damals profitierte die königliche Majestät von den Erträgen aus dem Weiden der Händler-Saumtiere auf den Wiesen um Modrava, die am gleichen Tag auf dem „Goldenen Weg“ Kašperské Hory (Bergreichenstein) nicht mehr erreichen konnten. Ab 1757 entwickelte sich Modrava zu einer Fischer- und Jäger-Siedlung.
Zu einer deutlichen Veränderung kam es nach dem Jahr 1799, als Fürst Schwarzenberg von Graf Kinský das umfangreiche Gebiet des Herrschaftsgutes Prášily (Stubenbach), zu dem auch Modrava gehörte, erwarb. Fürst Schwarzenberg wollte den Holzreichtum der hiesigen Wälder nutzen und so machte er Modrava gleich nach dem Kauf zum selbständigen Waldrevier. Diese Situation dauerte bis zum 31.12.2017 an, als das Revier Modrava durch die Leitung des Nationalparks Šumava aufgelöst wurde.
In den Jahren 1799-1801 wurde bei Modrava auf Vorschlag des Ingenieurs Josef Rosenauer der 13,6 km lange Vchynicko-Tetovský-(Chinitz-Tettauer) Schwemmkanal zum Holzschwemmen aus dem Böhmerwald-Forst gebaut. Mit der neuen Entwicklung war das Entstehen der Siedlung Bøezník (Pürstling) verbunden, die Hauptschauplatz des bekanntesten Romans „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten“ des Böhmerwald-Schriftstellers Karl Klostermann ist.
Im Jahr 1827 gründete in Modrava der Unternehmer František Bienert eine Fabrik für die Bearbeitung von Resonanzholz, aus dem man Resonanzplatten für Seitenmusikinstrumente, Klaviere und Pianos hergestellt hatte, welche nach ganz Europa und Amerika exportiert wurden. Ein Teil der Fabrik, ein Gebäude mit einem kleinen Turm und ein Fachwerksgebäude am linken Ufer des Rachelbaches, ist jetzt ein geschütztes Kulturdenkmal und dient der Erholung.
Mit der Entwicklung der Holzwirtschaft sind Gründungen von Holzfällerkolonien verbunden. Damit die Holzarbeiter nicht täglich aus den tiefen Wäldern in ihre Heimatdörfer zurückkehren mussten, haben sie in den Wäldern Forsthütten gebaut. Wenn mehrere Hütten an einer Stelle gebaut worden waren, entstand eine kleine primitive Kolonie und diese bekam einen Namen. Die größte und bekannteste war die Siedlung Josefstadt, die sich beim Trampus-Kreuz befand.
1924 wurde für 1.041.500 Kronen eine der Gemeindedominanten, die historische Hütte des Tschechischen Touristen-Clubs, die Klostermannhütte, gebaut. Der Plan für die Klostermannshütte stammt vom bekannten Architekten Bohuslav Fuchs. Nach einem Umbau dient sie heute als Hotel.
Im Jahr 1934 wurde die Modravaer Gemeindeschule mit Kindergarten, deren Betrieb im Juli 1976 eingestellt wurde, fertiggestellt. Nach einem Umbau dient das Gebäude heute ebenfalls als Hotel.
Die Geschichte der Glasindustrie
Die mittelalterlichen Handelswege haben den undurchdringbaren Urwald an der Grenze zugänglich gemacht und schufen so Voraussetzungen für die Ansiedlung von Glasmachern im Šumava. Es waren die Glasmacher, die die reichen Geschenke der Natur zu nutzen wussten, und die dann die stille, erhabene und tatsächlich jungfräuliche Natur des Šumava in ein bedeutendes Glasindustriegebiet verwandelt hatten, das bekannt in ganz Europa und auch in Übersee war.
1785 haben die Flößer Franz Denk und Franz Weber aus Horní Hrádky u Srní (Schlösselwald) im Gebiet des heutigen Filipova Hu (Philippshütten) eine Glashütte mit einem Ofen für Hohlglas errichtet. Den Bau der Glashütte finanzierte der damalige Besitzer des Herrschaftsguts Philipp Graf Kinský, der sie dann an die beiden Unternehmer vermietete. Dies geht aus einem Vertrag vom 31.8.1785 hervor. Eine der Bedingungen war, dass die Kosten für den Bau in Höhe von 800 Gulden über die Miete abbezahlt werden. Der Anfang der Hütte war nicht besonders glücklich. Das ursprüngliche Unternehmertandem trennte sich und die darauffolgenden Partner Kaspar Breit und Jakub Wintr haben dem Betrieb der Glashütte nicht gut getan. Dies lag vor allem am fehlenden Kapital, was verhinderte, richtige Fachleute einzustellen. Diese Umstände führten dazu, dass Graf Kinsky die Glashütte 1790 für 15 Jahren an die Gebrüder Ignác und Josef Eisner, die beide richtige Glasmeister waren, vermietete. Unter ihnen begann die Hütte zu prosperieren, die Zeit des Wohlstands dauerte aber nicht lange.
Die Napoleonischen Kriege sorgten nicht nur für einen schwächeren Verkauf, die Gebrüder Eisner konnten auch eigene Forderungen, die sich z. B. in Florenz auf mehr als 2.732 Gulden und in Neapel auf mehr als 2.524 Gulden beliefen, nicht mehr eintreiben. Diese Umstände führten zur Entscheidung der Brüder, das Angebot des Fürsten Schwarzenberg, dem neuen Besitzer des Herrschaftsgutes, anzunehmen und sie verkauften die Glashütte für 3.600 Gulden. Der Fürst hatte jedoch kein Interesse an der Glashütte und in die Häuser zogen Holzarbeiter ein. Filipova Hu war bis zum Jahr 1991, als der Nationalpark Šumava gegründet wurde, eine Holzfällersiedlung.
Geschichte der Wilderei
Die hiesigen tiefen Wälder lockten schon immer mit ihren Tierreichtum bayerische Wilderer an. Die Wilderei war hier so stark verbreitet, dass vor den bayerischen Wilderen, die hier täglich tätig waren, keiner der hiesigen Waldarbeiter sicher war. Über blutige Auseinandersetzungen zwischen den Waldarbeitern und den Wilderen schreibt Karel Klostermann in seinem Roman „Aus der Welt der Waldeinsamkeiten“, aber auch Archivaufzeichnungen beschreiben zahlreiche Fälle von Wilderer. Zu den bekanntesten Auseinandersetzung gehört die vom 30. September 1933, als Jan Špatný, der Leiter des Forstreviers Modrava – Bøezník, und die Jäger Waltr Paleèek, František Hall und Kainz, sowie der Adjunkt Alfréd Doležal und der Waldhandwerker Josef Tùma mit bayerischen Wilderen zusammenstießen. Beim anschließenden Schusswechsel wurde der Jäger Paleèek und einer der bayerischen Wilderer angeschossen. Špatný und Paleèek wurden aus Angst vor einer Rache der Wilderer in die Mitte des Landes versetzt, Paleèek kam aber 1935 zurück nach Modrava und trat am 24. November seinen Dienst in Bøezník (Pürstling) an. Am folgenden Tag wurde er auf dem Blatný vrch (Plattenhausenriegel) angeschossen und mit 25 Schrotkugeln im Körper, darunter auch in der Lunge, ins Krankenhaus nach Sušice (Schüttenhofen) gebracht. Nach diesem Vorfall wurden in Bayern sechzehn Wilderer verhaftet und zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Die Geschichte des Schmuggels
Untrennbar mit der Geschichte von Modrava verbunden ist auch der Schmuggel. Bis 1918 wurden durch den Böhmerwald-Forst verschiedene Arten von Lebensmittel, z. B. Zucker, Bayerisches Salz, Kaffee, Mehl, Jungtiere, und in späteren Zeiten auch Pulver für das Sprengen von Felsen oder auch Schießpulver geschmuggelt. Seit 1784, als nach der staatlichen Monopolisierung die Einfuhr von Schnupftabak, insbesondere des bayerischen Schnupftabaks “brizil” oder “prizil” verboten wurde, war auch dieser ein beliebtes Schmugglergut. Die Schmuggler wurden von den Einheimischen sehr verehrt, denn diese vertraten die Ansicht, dass dies kein unehrlicher Beruf, sondern eine nützliche Arbeit sei. Wenn ein Wirtschaftsbetrieb eine Ware brauchte, die in Bayern günstiger war, wandte er sich an einen Schmuggler. Gleichzeitig vertraute er ihm seine Ware an, die der Schmuggler dann als Tauschobjekt über die Grenze bringen musste.
Die Verhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere die politische Situation in Europa und die Errichtung des sog. „Eisernen Vorhangs“, hatten den allgemeinen Niedergang der berühmten Gemeinde zur Folge. Die Gaststätten „U Tetøeva“ (beim Auerhahn) in Javoøí Pila, „U Tøí sluk“ und „U Pstruha“ (bei der Forelle) in Modrava und „Na Zlaté stezce“ (am Goldenen Steig) in Filipova Hu gingen bankrott. Die Wege auf die Berge Roklan (Rachel) und Luzný (Lusen) wurden geschlossen und an die vergangenen Klostermann-Zeiten blieb nur die Erinnerung. Eine bedeutende Belebung stellte für die Gemeinde in den Jahren 1961-1982 die Existenz der Forstschule im Areal U Pstruha dar.
Ein weiterer historischer Meilenstein für die Gemeinde war 1991 dann die Errichtung des Nationalparks Šumava.
Die Geschichte des Eisernen Vorhangs
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Europa durch die Sieger in eine östliche und westliche Einflusszone geteilt und der Kalte Krieg begann. Entlang der Grenze des Šumava verlief der Eiserne Vorhang und die Tätigkeit der Grenzschützer schlug eine andere Richtung ein. Die Mitglieder des „Sbor národní bezpeènosti“ (tschechoslowakische Nationalpolizei), die mit Schleuser gekämpft hatten, wurden an der Grenze durch das Korps der Grenzsoldaten ersetzt. Dienst beim Grenzschutz sollten Wehrpflichtige im Grundwehrdienst leisten. Das Model wurde vom sowjetischen Grenzheer übernommen. Zur Schaffung der neuen Organisationsstruktur des Grenzschutzes fand am 6. Oktober 1950 unter Teilnahme von sowjetischen Beratern in Bystøice (Bistritz) bei Domažlice (Taus) eine Militärbesprechung statt. Auf dieser wurde über die zukünftige Stationierung der Brigade und Kompanien des Grenzschutzes, über die zu bildenden Bewachungsabschnitte an der Grenze und über die Aufgaben bei der Erkundung des Gebietes entschieden. Am 16. Oktober wurde an gleicher Stelle die schon durchgeführte Erkundung ausgewertet und die neue Organisationsstruktur des Grenzschutzes bewilligt. Es wurden detaillierte Befehle für den Aufbau und der Aufstellungen von Einheiten gegeben. Die 50er und 60er Jahre sind als erste Phase des Eisernen Vorhangs bekannt. Die Grenzkompanien standen in der Nähe der Staatsgrenze bei den Grenzbergen und die Grenze beim Šumava war mit Drähten bestückt, die unter Hochspannung standen.
Auf die erste Phase des Eisernen Vorhangs folgte in den 70er und 80er Jahren die zweite Phase. Es war eine Zeit, in der der Schutz und die Bewachung in allen Gebieten perfektioniert wurde. Die tödlichen Drähte mit Hochspannung wurden abgeschaltet und es wurde begonnen, die Kompanien direkt an der Staatsgrenze aufzulösen. In einigen Abstand von der Staatsgrenze, in Richtung Inland, wurde ein neuer Eiserner Vorhang, die sogenannte Signalwand gebaut und entstanden neue Kasernen für die Grenzkompanien.
Die Geschichte des Eisernen Vorhangs endete mit dem Jahr 1990. Er wurde niedergerissen und die Grenzbewachung übernahm die Polizei der Tschechischen Republik zusammen mit der Grenz- und Fremdenpolizei.